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Hallo!

Und willkommen zu deinem Klima-Briefing im März. Wir hoffen, du hast Sonne im Gesicht. Bei uns kommen schon die Krokusse raus Zunächst eine Bitte: Wir möchten gerne wissen, was dir an diesem Newsletter gefällt – und was wir noch besser machen können. Deshalb freuen wir uns, wenn du an unserer Umfrage teilnimmst. Dauert nur drei Minuten, versprochen!

Zur Umfrage

In dieser Ausgabe liest du:

  • Wie du über die Klimakrise berichten kannst, ohne Verzweiflung zu verbreiten

  • Warum du dich vielleicht beim Oxford Climate Journalism Network bewerben solltest

  • Wie sehr Unternehmen von ihren Klimaversprechen abweichen

Leonie Sontheimer und Katharina Mau vom Netzwerk Klimajournalismus Deutschland

„Gefühlt ist das Glas voll – und zwar das, in welches die Welt schlechte Nachrichten gekippt hat. Danke, bitte nicht mehr nachfüllen.” Das schrieb Ann-Kathrin Büüsker im Februar in ihrem Newsletter. Wir fühlen das auch. Im letzten Digital News Report von Reuters haben über ein Drittel der Befragten – und besonders die jüngeren – angegeben, dass die Nachrichten ihre Stimmung senken. Die Krisen stapeln sich. Nachrichtenvermeidung nimmt zu. Und dann kommen wir mit der Klimakrise.

Im Netzwerk Klimajournalismus haben wir uns schon oft gefragt: Wie können wir über die Erderhitzung berichten, ohne Verzweiflung zu verbreiten? „Konstruktiv” heißt es dann schnell von irgendjemandem und alle nicken. Aber was bedeutet das eigentlich genau, konstruktiver Journalismus? In diesem Briefing fassen wir die wichtigsten Punkte aus verschiedenen Definitionen zusammen und geben Tipps, wie du direkt konstruktiv loslegen kannst.

David Bauer arbeitet im Klimalabor des Schweizer Magazins Republik”. Gemeinsam mit der Community möchte das Klimalabor-Team herausfinden, welcher Journalismus uns in der Klimakrise wirklich weiterbringt.

Was ist konstruktiver Journalismus?

Eine junge, aber vertrauenswürdige Instanz in Sachen konstruktiver Journalismus in Deutschland ist das Bonn Institute. (Wir haben es in der dritten Ausgabe dieses Newsletters schon einmal empfohlen.) Sie definieren das Konstruktive im Journalismus über drei Elemente und haben freundlicherweise, ein Schaubild dazu:

Beim Lösungsfokus geht es klassisch um das journalistische Handwerk, beim Perspektivenreichtum geht es auch darum, wie divers eine Redaktion aufgestellt ist und das dritte Element, der konstruktive Dialog zielt gewissermaßen auf das Selbstverständnis von Journalist*innen als Vermittler*innen ab.

Apropos „Blick nach vorn”: Auch die Neurowissenschaftlerin und Medienpsychologin Maren Urner beschreibt die Kerneigenschaft von konstruktivem Journalismus so: „Er fragt sowohl übergeordnet als auch ganz konkret stets ,Was jetzt?’” Wer konstruktiv über die Klimakrise berichten möchte, sollte Urner zufolge auf folgende drei Punkte achten:

  • Zukunftsorientierung: Wir fokussieren uns im Journalismus oft darauf, was in der Vergangenheit passiert ist oder was gerade passiert. Bei der Klimakrise ist allerdings auch enorm wichtig, was in Zukunft passiert.

  • Klima als Dimension: Die Klimakrise ist kein Thema, sondern – analog zu Demokratie und Menschenrechten – eine Dimension jedes Themas. Sie betrifft all unsere Lebensbereiche.

  • Anders fragen: Mit der Art, wie wir Fragen stellen, lenken wir Recherchen. Urner empfiehlt Fragen, die den Blick nach vorn richten. Nicht „wogegen”, sondern „wofür”.

Maren Urner ist auch Teil einer Initiative von Psycholog*innen, die sich gerade intensiv mit der Frage beschäftigt hat, wie Medien über die Klimakrise berichten sollten. Im Medienleitfaden empfehlen sie Journalist*innen unter anderem, Gefühle aufzugreifen. Klingt zwar simpel, passiert aber selten. Dabei machen Nachrichten über Dürre und Feuer doch eigentlich allen Angst oder Sorge. Und das auch völlig zu Recht. Warum diese Gefühle nicht würdigen?

Wie über Lösungen berichten?

Was bis jetzt hoffentlich deutlich geworden ist: Es geht beim konstruktiven Ansatz nicht zwingend darum, über Lösungen zu schreiben. Man kann Lösungsjournalismus (solutions journalism) eher als Unterform des konstruktiven Journalismus verstehen. Die Idee ist simpel: Berichte über Lösungen sollten ganz selbstverständlich (und stärker als bisher) in den Medien vorkommen.

Wie kannst du das umsetzen? Dazu gibt es einen tollen Guide von Covering Climate Now und dem Solutions Journalism Network. Wir haben die wichtigsten Fragen übersetzt, an denen du dich bei der Recherche orientieren kannst. Schau aber trotzdem in den Guide für viel konkretere Hilfestellung!

  • Um welche Lösung geht es und hat sie sich bisher bewährt oder nicht?

  • Gibt es Erfahrungen vor Ort und / oder empirische Daten, die darauf hinweisen, dass die Lösung wirksam ist? Wirksam insbesondere für die Menschen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind?

  • Welche Erkenntnisse aus der Recherche könnten anderen dabei helfen, besser auf die Klimakrise zu reagieren?

  • Wo liegen die Grenzen der Lösung, um die es geht? Gibt es Ansätze, um diese Grenzen zu überwinden?

Direkt loslegen

Es gibt super viele technologische, politische aber auch soziologische Lösungen, auf die du diese Fragen anwenden kannst. Hier vier Ideen von uns:

  • No brainer: Erneuerbare Energien. Die lassen sich prima konstruktiv durchleuchten – von der kleinen PV-Anlage am Balkon bis zu bundesweiten Gesetzen.

  • Wir brauchen aber auch eine Wärmewende, das heißt, wir müssen alle Gebäude mit erneuerbarer Energie heizen. Guck dir doch mal an, welche Pläne es dafür in deiner Kommune gibt.

  • Wegen des Wetterphänomens El Niño gehen Forschende davon aus, dass 2023 das bisher heißeste Jahr in der Geschichte der Menschheit werden könnte. Frag doch mal in ein paar Sportvereinen nach, wie sie sich auf die Sommerhitze vorbereiten.

  • Im Koalitionsvertrag angekündigt, aber noch nicht umgesetzt: das Klimageld. Klimaschädlicher Konsum soll teurer werden, die Abgaben als Klimageld zurück in die Gesellschaft fließen. Wichtige Frage hier: Wie kann das Klimageld denen helfen, die in Deutschland am stärksten von den Krisen betroffen sind?

Inspirieren lassen

Wenn du erstmal noch Inspiration brauchst: Lukas Bayer hat für das österreichische Magazin Klimareporter.in 10 konstruktive Klimaformate gesammelt. Mit dabei: der NDR-Podcast „Mission Klima”, das Youtube-Format der Deutschen Welle „Planet A” und das österreichische Nachhaltigkeitsmagazin „Klimaheldinnen”.

Falls dir das alles noch nicht reicht: Im Mai gibt es im Ahrtal einen dreitägigen Workshop „Konstruktiver Journalismus im Klimawandel” vom SWR X Lab, Correctiv und dem Bonn Institute. Hier kannst du dich bis zum 8. März anmelden.

Diego, ganz kurz, was ist das Oxford Climate Journalism Network (OCJN) und was ist deine Rolle als Netzwerk Manager?

Wir möchten die Qualität und Wirkung der Klimaberichterstattung verbessern – und zwar weltweit. Das kann bedeuten, dass ein Redakteur mehr Klimageschichten beauftragt, dass eine Wirtschaftsredakteurin nach Klimaaspekten in ihren Themen sucht oder dass ein Fotograf ein besseres Gefühl dafür bekommt, welche Bilder die Klimakrise angemessen abbilden. Und es kann bedeuten, dass Journalist*innen aus Deutschland, Indonesien und Brasilien bei einer Klima-Recherche kooperieren. Mein Job als Netzwerk Manager ist es, den Austausch zwischen den Journalist*innen zu erleichtern, die an unserem Programm teilnehmen.

Diego Arguedas Ortiz ist Netzwerk Manager beim Oxford Climate Journalism Network des Reuters Intsituts. Zuvor hat er jahrelang als Journalist zur Klimakrise gearbeitet und den Umweltminister Costa Ricas beraten.
Foto:
privat

Journalist*innen aus der ganzen Welt können bei euch eine sechsmonatige Klimajournalismus-Fortbildung durchlaufen. Was ist die wichtigste Message eures Programms?

Jede Geschichte ist eine Klimageschichte! Die Message ist mittlerweile unter Klimajournalist*innen total angekommen, aber nicht außerhalb unserer Bubble. Wir haben in der jetzigen Kohorte 100 Journalist*innen aus allen möglichen Ländern, Medien, Ressorts und auch mit unterschiedlichen Wissensständen in Bezug auf die Klimakrise. Und wir merken immer wieder: Klimageschichten sind universal. Du kannst quasi die gleiche Story in Nigeria, Indien und Deutschland finden. Auch sind die Redaktionen weltweit ähnlich träge dabei, sich strukturell zu verändern und Klimaberichterstattung mehr Raum zu geben.

Gibt es auch Unterschiede zwischen den Ländern?

Ja, klar, es gibt riesige Unterschiede bei der Pressefreiheit. In einem Brasilien unter Bolsonaro kann man nicht so frei arbeiten, wie zum Beispiel in Costa Rica. Und beim Zugang zu Informationen sehen wir die Zeichen der kolonialen Vergangenheit: Viele afrikanische Staaten haben vergleichsweise junge Systeme für Klimainformationen. Sie erheben zum Beispiel noch nicht so lange eigene Klimadaten und müssen dann auf europäische oder US-amerikanische Quellen wie Copernicus oder NASA zurückgreifen. Diese Informationslücken sieht man, wenn man die Berichterstattung verschiedener Regionen gegenüberstellt.

Das Reuters Institute hat im Dezember einen Bericht über die Rezeption von Klima-Nachrichten in acht Ländern veröffentlicht. In Deutschland haben 22 Prozent der Befragten angegeben, dass sie Klima-Nachrichten vermeiden. Was ist deine Antwort darauf?

Wir saßen erst letzte Woche mit Waqas Ejaz zusammen, dem Leitautor des Berichts. Seine Antwort ist recht ernüchternd: Wir können nicht viel dagegen unternehmen, beziehungsweise es könnte extrem schwierig werden. Ich persönlich würde mich eher auf die 78 Prozent konzentrieren, die zugänglich sind, und ihnen Geschichten servieren, in denen Menschen aktiv werden. Geschichten, die sich darum drehen, wie Menschen Veränderungen anstoßen, wie der Neurowissenschaftler Kris de Meyers immer wieder betont. Ich glaube, das sind die relevanten Geschichten für unsere Rezipient*innen.

Unternehmen und ihre Klimaversprechen

Ziele sind das eine – die Umsetzung das andere. 24 Unternehmen, die damit werben, ihre Emissionen auf Netto Null bringen zu wollen, wurden beispielsweise im Corporate Climate Responsibility Monitor 2023 überprüft. Turns out: Mit den geplanten Maßnahmen würden die Unternehmen im Schnitt gerade mal 36 Prozent ihrer Emissionen einsparen. Das ist nur ein Drittel dessen, was sie versprechen. Dass inzwischen zwar viele Unternehmen Klimaziele haben, aber nur sehr wenige einen glaubhaften Plan, wie sie da hinkommen wollen, geht aus dieser Auswertung des Carbon Disclosure Project hervor.

Kohleausstieg bis 2050 unwahrscheinlich

Mit der derzeitigen Klimaökonomie und -politik stehen die Chancen für einen globalen Kohleausstieg bis 2050 schlecht – genauer gesagt bei weniger als fünf Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Magazin Nature Climate Change erschienen ist. Die Forschenden betonen, dass die Debatte um den Kohleausstieg sich nicht nur auf die Stromerzeugung beziehen darf. Sondern auch die Stahl-, Zement- oder Chemieproduktion stärker einschließen muss. Fürs erste Einlesen gibt es hier die Pressemitteilung zur Studie.

Antarktis: so wenig Meereis wie noch nie

Keine Studie, aber eine Nachricht, die uns in den letzten Wochen besorgt hat: Das Meereis Portal der Universität Bremen wertet täglich Satellitenbilder zur Eisbedeckung der Meere aus. In der Antarktis wurde am 19.2. mit 2,01 Mio. km² das bisherige Allzeittief der Meereisbedeckung erreicht. Konstruktiver? Die Meereisforscherin Stefanie Arndt ist gerade in der Antarktis, um zu untersuchen, wie die Erderhitzung die Region verändert. In der ZEIT hat sie ganz viele Fragen junger Leser*innen beantwortet. Sie schreibt: „Wenn ich heute in die große Weite schaue oder Pinguine auf dem Bauch an mir vorbeischlittern, spüre ich ein großes Glück.”

Das war’s von uns für diesen Monat. Nach wie vor freuen wir uns, wenn du diesen Newsletter weiter empfiehlst. Und wenn du diese Mail selbst weitergeleitet bekommen hast, kannst du dich hier kostenlos anmelden:

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PS: Ein anderes Projekt, das vom WPK Innovationsfonds gefördert wurde, ist das wisslab. Felix Pohl vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung bringt damit Wissenschaft auf die Plattform Twitch. Am 09. März um 20 Uhr ist Leonie im Livestream – es geht natürlich um Klimajournalismus. Herzliche Einladung

PPS: Nicht vergessen: Mach bitte kurz bei unserer Umfrage mit, wenn du sie noch nicht ausgefüllt hast