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Klima-Wissen → 5 vor 12 → Worüber berichten wir zu wenig? Klima-Briefing mit Wolfgang Blau und Frauke Wiese
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Moin, hallo und Servus!

Gut gemeinter Klimajournalismus wirke manchmal „wie Sportjournalismus über ein Fußballspiel, bei dem die Pfosten fehlen“, kritisierte letzte Woche unser Gast Wolfgang Blau. Der Mitbegründer des Oxford Climate Journalism Network wünscht sich von Journalist*innen mehr Kontext. „Was oft fehlt, sind Argumente für die Dringlichkeit“, findet er. Die meisten Menschen wüssten nicht, dass die Folgen von zwei Grad Celsius Erderwärmung um ein Vielfaches dramatischer seien als bei 1,5 Grad.


Inwiefern? Das kannst du in der Aufzeichnung des Briefings nachhören oder im Transkript nachlesen. Darin findest du viel Inspiration für neue Themenideen und Recherchen – Details siehe unten!


Mit Frauke Wiese, Junior-Professorin an der Uni Flensburg, haben wir zudem konkret auf Themen geschaut, die in der Flut der Nachrichten entweder komplett untergehen oder denen wichtige Einordnung fehlt. Ein Beispiel dreht sich ums Heizen: „Der Wärmeverbrauch pro Quadratmeter Wohnraum ist zwar gesunken, durch bessere energetische Sanierung“, erklärte Wiese eine ihrer Lieblingsgrafiken.

Warum das allein jedoch kein Fortschritt sei? „Die Erfolge bei der Effizienz werden wieder aufgefressen durch den steigenden Wohnraum.“ Pro Person blieb der Wärmebedarf fürs Heizen relativ konstant, da wir in immer größeren Wohnungen und Häusern leben (schwarze Kurve).


Wiese ist Expertin für Suffizienz. „Dabei geht es um eine Strategie, die Überkonsum und Energiearmut verhindert“, erklärt sie den Begriff. Im Chat haben Kolleg*innen weitere Synonyme vorgeschlagen – etwa Genügsamkeit oder „Weniger ist mehr“.


Frauke Wiese hat uns drei Fragen mitgebracht, über die es sich bei kommenden Recherchen nachzudenken lohnt:


  1. Warum sprechen wir so oft über technische Lösungen und nicht über die Rahmenbedingungen dafür, wie wir leben?


  2. Warum hat Deutschland eine Wasserstoff-Strategie, aber keine Suffizienz-Strategie?


  3. Wie definieren wir eigentlich Wohlstand?


Suffizienz stand bei keinem unserer vergangenen vier Briefings im Titel – und kam doch jedes Mal vor: Auch in unseren Gesprächen mit Claudia Kemfert über Wasserstoff, Sabine Fuss übers CO₂-Speichern oder Sigrid Stagl über Subventionen ging es darum, Energie und Geld zu sparen. Denn allein mit dem Hoffen auf Effizienzgewinne und schnell skalierbare technische Lösungen – darin waren sich alle Expert*innen einig – wird die Menschheit ihre Klimaziele verfehlen.

Du hast eines oder mehrere Briefings verpasst?

Gar kein Problem! Kannst du alles nachholen, ob am Schreibtisch oder im Stadtpark.


*Wir verschicken an alle Kolleg*innen, die uns mit 29 Euro oder mehr bei der Finanzierung dieser Reihe unterstützen, unsere 5vor12 Dossiers mit Zusatzmaterial. In die digitalen Pakete packen wir dir die Aufzeichnungen aller Briefings, Transkripte, die Präsentationen, hilfreiche Links zu Studien und beeindruckende Funfacts, die sich gut in Artikel, TV- oder Radiobeiträge einbauen lassen. Zitieren ist ausdrücklich erwünscht!

Als kleines Dessert haben wir hier für dich weitere hilfreiche Links gesammelt:


  • Für mehr Kontext, wie es Wolfgang Blau fordert: Im Chat hat eine Kollegin auf das Klima-Dashboard hingewiesen, das Emissionsdaten für Österreich und Deutschland grafisch aufbereitet.


  • Viele Medienhäuser arbeiten daran, die Dimensionen greifbarer zu machen. Im Energiemonitor von ZEIT Online kannst du etwa jeden Tag neu beobachten, wie deutsche Bundesländer etwa beim Windkraft-Ausbau vorankommen.


  • Frauke Wiese sprach über eine Sammlung mit Praxisbeispielen für „Suffizienzpolitiken“ aus allen Lebensbereichen, die European Sufficiency Policy Database. Vielleicht findest du dort Aufhänger für deine nächste Recherche.


  • Vom Sachverständigenrat für Umweltfragen, zu dem auch Claudia Kemfert gehört, gibt es ein Positionspapier zu „Suffizienz als Strategie des Genug“. Darin findest du alle Basics und Beispiele zu den Themen Fläche, Phosphor und Energie.


  • Noch mehr Linktipps gibt’s exklusiv für unsere Supporter*innen.

Schreib uns gern oder markiere uns auf Social Media, wenn dir die Briefings bei deiner Arbeit geholfen haben. Wir freuen uns sehr, wenn du auch bei der kommenden Staffel 5vor12 wieder dabei bist!

Bis dahin, tschüss und baba 🏻


Lukas Bayer, Theresa Leisgang, Paul Meerkamp

PS: Ein Riesen-Dank an alle, die die diese Staffel der Klima-Briefings möglich gemacht haben: Unsere Förderer Journalism Fund, Netzwerk Plurale Ökonomik, Patagonia und die bisher 49 Kolleg*innen unter euch, die uns mit einer Spende unterstützt haben! Riesen-Dank auch an Annika Joeres für die Moderation, unsere Grafik-Designerin Linda Rammes und unser Social Media-Team!


PPS: Wir sind weiterhin auf eure Unterstützung angewiesen, denn wir planen schon die nächste Staffel 5vor12. Wir brauchen noch etwa 1.000 Euro, bis sie an den Start gehen kann. Spenden kannst du hier. Vielen Dank!